Paul Fleming (*5.Oktober 1609 Hartenstein (Sachsen) - †2.April 1640 Hamburg)
Schlafe wohl, geliebtes Kind.
So viel tapfrer Helden sterben,
Ganze Völker gar verderben,
Und die Zeit verstiebt wie Wind;
Wie soll denn ein Mensch bestehn?
Muß dies Ganze doch vergehn.
Schlafe wohl! wir Armen, wir
Bleiben, was wir immer waren:
Jung von Weisheit, alt von Jahren,
Unverständig für und für;
Stumm an Mund, an Augen blind,
Kinder, wie wir kommen sind.
Rezitation: Ernst Ginsberg (*7.Februar 1904 Berlin; †3.Dezember 1964 in Zollikon, Schweiz)
Anmerkung: Wer früh stirbt, der stirbt wohl; Wen Gott zu lieben pflegt, Der wird in seiner Blüth' in frischen Sand gelegt. (P.Fleming)
LYRIK_MUSIK #literaturforum
Nirgends hin / als auff den Mund /
da sinckts in deß Hertzens Grund.
Nicht zu frey / nicht zu gezwungen /
nicht mit gar zu fauler Zungen.
Nicht zu wenig / nicht zu viel!
Beydes wird sonst Kinder-spiel.
Nicht zu laut / und nicht zu leise /
Beyder Maß' ist rechte Weise.
Nicht zu nahe / nicht zu weit.
Diß macht Kummer / jenes Leid.
Nicht zu trucken / nicht zu feuchte /
wie Adonis Venus reichte.
Nicht zu harte / nicht zu weich.
Bald zugleich / bald nicht zugleich.
Nicht zu langsam / nicht zu schnelle.
Nicht ohn Unterscheid der Stelle.
Halb gebissen / halb gehaucht.
Halb die Lippen eingetaucht.
Nicht ohn Unterscheid der Zeiten.
Mehr alleine denn bei Leuten.
Küsse nun ein Jedermann /
wie er weiß / will / soll und kan.
Ich nur und die Liebste wissen /
wie wir uns recht sollen küssen.
Laß dich nur nichts nicht dauren mit Trauren,
sei stille, wie Gott es fügt,
so sei vergnügt mein Wille!
Was willst du heute sorgen auf morgen?
Der Eine steht allem für,
der gibt auch dir das Deine.
Sei nur in allem Handel ohn Wandel,
steh feste, was Gott beschleußt,
das ist und heißt das Beste.
© by Gary O'Connell
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96450 Coburg