"Ich weine -
meine Träume fallen in die Welt."
Giselheer dem Heiden. Aus: Die Kuppel. Der Gedichte zweiter Teil. Berlin: Cassirer, 1920. S. 68. Google Books-USA*
Mein Liebster, bleibe bei mir die Nacht.
Ich fürchte mich vor den dunklen Lüften.
Ich hab' so viel Schmerzliches durchgemacht
Und Erinnerung steigt aus den Totengrüften.
Ich fürchte mich vor dem Heulen der Stürme
Und dem Glockengeläute der Kirchentürme,
Vor all' den Thränen, die heimlich fließen
Und sich über meine Sehnsucht ergießen.
Leg deine Arme um meinen Leib,
Du mußt ihn wie dein Kind umfassen;
Ich seh' im Geiste ein junges Weib -
Das Weib bin ich - von Gott verlassen .....
Mein Liebster, erzähle von heiteren Dingen!
Und ein Lied von Maienlust mußt du singen!
Und herzige Worte und schmeichelnde sagen -...
Damit sie die Raben des Schicksals verjagen.
Mein Liebster, siehst du die bleichen Gespenster?
Von mitternächtlichen Wolken getragen...
Sie klopfen deutlich ans Erkerfenster.
Ein Sterbender will »Lebewohl« mir sagen.
Ich möchte ihm Blüten vom Lebensbaum pflücken....
Und die Schlingen zerreißen, die mich erdrücken!
Mein Liebster, küsse, - küß' mich in Gluten
Und laß deinen Jubelquell über mich fluten!
Mein Herz ruht müde
Auf dem Samt der Nacht
Und Sterne legen sich auf meine Augenlide...
Ich fließe Silbertöne der Etüde -
Und bin nicht mehr und doch vertausendfacht.
Und breite über unsere Erde: Friede.
Ich habe meines Lebens Schlussakkord vollbracht -
Bin still verschieden - wie es Gott in mir erdacht:
Ein Psalm erlösender - damit die Welt ihn übe.
© by Gary O'Connell
Beiersdorfer Straße 5
96450 Coburg