von Emilie Linder (um 1837)

Clemens Brentano
(* 9. September 1778 in Ehrenbreitstein (heute Koblenz), Kurtrier; † 28. Juli 1842 in Aschaffenburg, Königreich Bayern)
de.wikipedia en.wikipedia


"Vergangen sei vergangen
Und Zukunft ewig fern;
In Gegenwart gefangen
Verweilt die Liebe gern
.
"



Wenn der Sturm das Meer umschlinget!, 1801, in: Gedichte von Clemens Brentano, In neuer Auswahl, J. D. Sauerländer's Verlag, Frankfurt am Main 1854, S. 375

Der Spinnerin Nachtlied

Es sang vor langen Jahren
Wohl auch die Nachtigall,
Das war wohl süßer Schall,
Da wir zusammen waren.

Ich sing' und kann nicht weinen,
Und spinne so allein
Den Faden klar und rein
So lang der Mond wird scheinen.

Als wir zusammen waren
Da sang die Nachtigall
Nun mahnet mich ihr Schall
Daß du von mir gefahren.

So oft der Mond mag scheinen,
Denk' ich wohl dein allein.
Mein Herz ist klar und rein,
Gott wolle uns vereinen.

Seit du von mir gefahren,
Singt stets die Nachtigall,
Ich denk' bei ihrem Schall,
Wie wir zusammen waren.

Gott wolle uns vereinen
Hier spinn'ich so allein,
Der Mond scheint klar und rein,
Ich sing' und möchte weinen.

Rezitation: Janina Sachau (Foto)

Anmerkung: Der Sinn des Menschen strebet immer nach dem Unbegreiflichen, als sei dort das Ziel der Laufbahn und der Schlüssel des Himmels; denn bewundern kann der Mensch allein, und alles Bewunderung Erregende ist ein Bote Gottes. (C.Brentano)